Kreisehrengedenkstätte in Gosenbach: Trauerspiel am Volkstrauertag

Am 17. November ist es wieder soweit, der Volkstrauertag naht und damit auch die zentrale Gedenkveranstaltung des Kreises Siegen-Wittgenstein an der Kreisehrengedenkstätte in Gosenbach. „Letztlich wird schon die Veranstaltung zum Trauerspiel, denn ein würdevolles Umfeld sieht anders aus“, beklagen Ratsmitglied Klaus Volker Walter und Kreistagsmitglied Peter Hanke (beide Liberale aus Gosenbach).

Untätigkeit von Mai bis November – Unverständnis auch beim Volksbund enorm!

Vor gut einem Jahr wurde das Ehrenmal durch einen Baum zerstört und auch die Gedenkstätte selbst ist in einem desolaten Zustand. Klaus Volker Walter hatte in den letzten Monaten über die zuständige Verwaltung – auch wenn es sich um die Kreisehrengedenkstätte handelt, ist  die Stadt Siegen zuständig – versucht etwas Licht ins Dunkel in das Trauerspiel um die Kreisehrengedenkstätte zu bringen, leider zunächst ergebnislos. Hanke und Walter erklärten damals unisono: „Wir Freie Demokraten im Kreistag und Rat sorgen uns um die Kreisehrengedenkstätte“ – und die Sorge war offensichtlich berechtigt. Kreistagsmitglied Peter Hanke hatte insofern im Landwirtschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster eine Anfrage zur Sanierung des durch einen umgestürzten Baum zerstörten Ehrenmals auf den Weg gebracht. Das Projekt um die Restaurierung und Sanierung des Gefallenendenkmals im Denkmalsweg in Siegen-Gosenbach wird von der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen begleitet. Dr. Dorothee Boesler, Referatsleiterin Städtebau und Landschaftskultur, antwortete der FDP, dass das denkmalrechtliche Erlaubnisverfahren unter Beteiligung der LWL-Denkmalpflege bereits im Mai dieses Jahres abgeschlossen und eine denkmalrechtliche Erlaubnis durch die Untere Denkmalbehörde der Stadt Siegen am 15. Mai beschieden worden sei. Geschehen ist seither nichts, schlimmer noch: „Im Zuge eines Vororttermins am 20. Juni wurde uns aber von einer Vertreterin der Verwaltung erklärt, dass der Vorgang wohl noch bei der Unteren Denkmalbehörde liegen würde und daher keine Beauftragung erfolgen könne“, berichtet Klaus Volker Walter und ergänzt: „Es ist frustrierend, egal bei wem ich das seit Monaten in der Verwaltung informell hinterfrage, ich laufe schier gegen Windmühlen.“ Ähnliche Frustration bei Beatrix Balzar, Vorstandsmitglied des Volksbundes im Bezirksverband Westfalen Lippe, die Ehrenamtlerin ist schlichtweg genervt: „Auch mir geht es wie Herrn Walter. Zahlreiche Anfragen, aber ich bekomme einfach keine Antworten.“ Das war nicht immer so, denn Balzar schwärmt schier von der guten Zusammenarbeit vergangener Tage: „In den vergangenen Jahren gab es keinerlei gegenseitige Beanstandungen bezüglich unserer Zusammenarbeit mit dem Grünflächenamt. Leider hat sich dies geändert. Zum großen Unverständnis mischt sich inzwischen auch Überraschung und Ärger“, bedauert Balzar.    

Desolater Pflege- und Erhaltungszustand – werden Mittel gestrichen?

Doch Walter und Hanke sorgen sich nicht nur um das Ehrenmal welches durch einen Baum zerstört wurde, sondern um den grundsätzlichen Pflege- und Erhaltungszustand der Gedenkstätte. „Die Kreisehrengedenkstätte in Gosenbach ist für mich als Gosenbacher und Kreistagsmitglied natürlich von besonderem Interesse, doch schaut man auf den desolaten Pflegezustand anderer Gedenkstätten in Bereich der Stadt Siegen, dann wundert mich der Zustand in Gosenbach nicht wirklich. Nach meiner Kenntnis, erhält die Stadt Siegen sogar Mittel zur Unterhaltung dieser Gedenkstätten. Ich bin äußerst gespannt, was die Bezirksregierung in Arnsberg und der Volksbund bei ihrer nächsten gemeinsamen Inaugenscheinnahme der Stadt Siegen auferlegen oder ob möglicherweise sogar Mittel gestrichen werden?“ Der Verwaltung sollen bereits seit Ende 2021 auch aus dieser Richtung Schreiben zum verbesserungswürdigen Gesamteindruck der Gedenkstätte vorliegen. „Über den kleinen Dienstweg hatte ich der Verwaltung auch hierfür einen praktikablen Lösungsansatz unterbreitet, aber auch hier laufe ich gegen Windmühlen“, ärgert sich Walter. „Konkret wurde in Gosenbach schon im November 2021 aktenkundig bemängelt, dass bspw. Kreuzinschriften vermoost und nicht mehr lesbar sind, die Kreuze auch nicht mehr in Flucht stehen und die Kopfbeetsteine nicht mehr sichtbar sind“, ärgert sich Balzar und beruft sich auf das „Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“. Das  sogenannte „Gräbergesetz“ regelt die öffentliche Finanzierung und den Erhalt der im Inland gelegenen Kriegsgräberstätten. Diese Gräber sollen eigentlich durch ein unbefristetes Ruherecht auf Dauer erhalten bleiben. Die Liste ließe sich fortsetzen, denn das Hochkreuz sowie der Oststein müssen ebenfalls dringend gereinigt werden. Offenbar kein Einzelfall in Siegen, denn Balzar betont: „Schaut man sich unter anderen die Zustände auf dem Hermelsbacher Friedhof an, dann wünscht man sich Zustände wie in Gosenbach.“ „Wenn ausgebliebene Pflege- und Instandhaltungsarbeiten mittlerweile sogar zu einem Sanierungsbedarf führen, ist Eile geboten“, meint auch Guido Müller, Fraktionsvorsitzender der Liberalen im Kreistag, „denn es ist schlichtweg beschämend unsere traditionelle Kranzniederlegung nicht in einem würdevollen und angemessenen Rahmen durchführen zu können!“

Weil Bilder manchmal mehr sagen als Worte, hier einige Aufnahmen vom 8. November 2024