Motorradfahrer brauchen Lobby in der Politik

Interview des Journalisten Hendrik Klein mit den nordrhein-westfälischen Vorstandsmitgliedern des FDP Biker e. V., Uwe Hoh (Märkischer Kreis) und Peter Hanke (Kreis Siegen-Wittgenstein), unserem Kreisvorsitzenden und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden.

Für Uwe Hoh aus Werdohl und den Siegener Peter Hanke ist die Sache klar: „Die ungerechte Behandlung von Motorradfahrern gegenüber Autofahrern muss auch die Politik endlich mal zur Kenntnis nehmen.“ Der 52-jährige Fahrlehrer aus dem Sauerland und der 60 Jahre alte Siegerländer wissen genau, wovon sie reden. Beide sind leidenschaftliche Biker – sie fahren Honda CB 600 F Baujahr 2008 und BMW K 1200 S – und politisch engagiert sind sie auch. Uwe Hoh, der seine Fahrschule im Iserlohner Ortsteil Letmathe hat und auch als Sicherheits-Trainer sowie Instruktor auf Rennstrecken im Einsatz ist, stieß die Gründung der „FDP Biker“ an, einer Gruppierung von gleichgesinnten Liberalen Zweiradfahrern. Für ihn war schnell klar: „Du kannst für Biker in der Politik nur etwas erreichen, wenn du da mitmachst.“ In Peter Hanke fand er einen Gleichgesinnten.

„FDP Biker“ muss nicht Mitglied der Partei sein

Während Hanke als Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein, Kreistagsabgeordneter, Vorstandsmitglied im Bezirksvorstand sowie Mitglied des Landesfachausschusses und Delegierter für die FDP-Parteitage noch an vorderster Front parteipolitisch aktiv ist, hat sich Uwe Hoh weitestgehend davon zurückgezogen. Hoh musste die Reisleine ziehen: „Die >FDP Biker< sind mir ans Herz gewachsen, aber leider musste ich erkennen, dass mir in der jetzigen Phase, wo es darum geht unseren Verein weiter wachsen zu lassen, schlichtweg wegen beruflicher Verpflichtungen die Zeit fehlt, mein Amt seriös auszufüllen.“ Als Berater blieb er den „FDP Bikern“ aber bis heute treu. Wer Mitglied bei den liberalen Zweiradfreunden werden will, muss nicht zwangsläufig der Partei angehören. „Er darf aber auch nicht Mitglied in einer anderen Partei sein“, stellt Peter Hanke, stellvertretender Vorsitzender FDP Biker e. V. klar.

Ebenso klar sind die Ziele der „FDP Biker“:

  • Streckensperrungen und Fahrverbote nur für Motorräder zu verhindern 
  • aktiv der Diskriminierung von Motorradfahrern bundesweit entgegenzuwirken 
  • pauschale Vorurteile über Biker auszuräumen und uns für ein vorurteilsfreies
    und faires Miteinander der Verkehrsteilnehmer mit betroffenen Anwohnern einzusetzen 
  • Lösungsmöglichkeiten für vom Verkehrslärm betroffene Kommunen
    aufzuzeigen und die betroffenen FDP-Ortsverbände und FDP-Kreisverbände vor Ort zu unterstützen 
  • ein Netzwerk der Motorradfahrer in der FDP zu etablieren um das Thema Motorradfahren in der FDP noch besser zu verankern, auch um aktuelle Entwicklungen schnell aufzunehmen und darauf reagieren zu können
  • das motorisierte Zweirad in innovative Verkehrskonzepte einzubinden

„Motorradfahrer haben keine Lobby in der Politik“, beklagt Uwe Hoh. Deshalb sucht er mit seinen Mitstreitern auf vielfältige Weise den Kontakt zu politisch Verantwortlichen. Sie wollen sich auch aktiv in die aktuellen Landtagswahlkämpfe in Hessen und Bayern einbringen. „Weil wir mit unseren Motorrädern dorthin fahren wollen, müssen wir wegen der vielen bundesweiten Streckensperrungen erst googlen, wo wir denn herfahren können“, schmunzelt Peter Hanke. Die „FDP Biker“ wollen bei Parteifreunden und in der Öffentlichkeit mehr wahrgenommen werden. „Wir hatten unter anderem einen Stand beim FDP-Bundesparteitag“, so der 60-jährige Siegener. Er steht wie Uwe Hoh, aktuell Vorsitzender der „Motorradfreunde Sauerland e.V.“, für einen Konsens zwischen Motorradfahrern und beispielsweise von Verkehrslärm betroffenen Anwohnern. Hoh: „Mit der rechten Hand entscheidest du, wie du wahrgenommen werden willst.“ Für Nicht-Biker: die rechte Hand ist die Gas-Hand. Hanke und Hoh stehen ihren Biker-Kollegen keinesfalls kritiklos gegenüber. Deshalb verteufeln sie keinesfalls die Kontrollen etwa der Polizei. Was sie aber kritisieren, ist, dass oft mit zweierlei Maß gemessen wird, wenn es beispielsweise um Autofahrer oder LKW-Fahrer geht. Darum ihre Bitte an Gesetzeshüter und Entscheidungsträger auf allen Ebenen: „Wenn es ein Problem gibt, dann redet doch mit den Motorradfahrern – und nicht nur über sie.“ Uwe Hoh spricht sich auch dafür aus, das Zweirad-Thema noch stärker in die Ausbildung bei der Polizei einzuführen.

3.000 bei Motorrad-Demos im Märkischen Kreis

Geredet haben sie bei den organisierten Motorrad-Demos beispielsweise im Hönnetal mit bis zu 3.000 teilnehmenden Bikern. Oder bei der Aktion „Bratwurst – Biker – Bürger“ auf dem Kohlberg bei Neuenrade. Uwe Hoh: „Schade nur, die Biker sind gekommen, die Anwohner nicht.“ Dabei setzen sich Hoh und seine Zweiradfreunde mit der Aktion „Leis ist kein Scheiss – fahre mit Verstand durchs Sauerland“ auch für die Interessen der lärmgeplagten Anwohner ein. „Was den Verkehrslärm angeht, sind vor allem die Hersteller und die Industrie gefordert. Wir tun nichts Verbotenes, wir fahren ein Gefährt, das zugelassen ist.“ Streckensperrungen, da sind sich die beiden Biker einig, verlagern das Problem nur. „Was den Verkehrslärm angeht, sind vor allem die Hersteller und die Industrie gefordert. Wir tun nichts Verbotenes, wir fahren ein Gefährt, das zugelassen ist.“ Streckensperrungen oder Einschränkungen ausschließlich für Motorradfahrer wie z.B. Geschwindigkeitsbegrenzungen nur für die Biker, da sind sich die beiden einig, verlagern das Problem nur bzw. erhöhen das Unfallrisiko. Denn in Bezug auf die „speziellen Geschwindigkeitsbegrenzungen“ sieht Uwe Hoh eine Gefährdung der Biker beispielsweise durch gefährliche Überholmanöver seitens der Autofahrer, die in diesen Abschnitten bis zu 40 km/h schneller fahren dürfen.

Miteinander und nicht gegeneinander

Ihr Credo bleibt das Miteinander, nicht das Gegeneinander. Die beiden Liberalen erhoffen sich, dass beide Gruppen künftig mehr aufeinander zugehen. Ihr Wunsch ist es, dass die Biker mehr Rücksicht nehmen und die Anwohner etwas mehr Verständnis für die Motorradfahrer zeigen. „Schwarze Schafe“ wollen sie auf beiden Seiten nicht. Jetzt hoffen der Werdohler und der Siegener zunächst darauf, dass ihre „FDP Biker“ noch mehr Mitglieder bekommen, Knapp 40 sind es zurzeit. „Wir wollen in jede Landesvertretung“, nennt Peter Hanke hohe Ziele. Der Anfang ist gemacht.